Ukraine-Krieg

Geflüchtete im Sonnenhof

(Foto: Simon Krautschick)

Gäste auf dem Sonnenhof – geflüchtete Menschen aus der Ukraine


Am Nachmittag des 2. März 2022 trafen 26 Kinder, Jugendliche, Erwachsene, ein Säugling und ein Hund mit PKW und Kleinbussen auf dem Sonnenhof in Dresden ein, wo sie die Nacht verbringen wollten, um am Donnerstag weiter nach Bern zu reisen. Die Übernachtungsgäste – Bewohner, Mitarbeiter und Ehemalige eines Kinderheims – waren vor den Raketenangriffen auf den in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft gelegenen Kiewer Flughafen geflohen. Für die 500 Kilometer von Kiew bis zur polnischen Grenze benötigten sie 48 Stunden. Nach zwei Übernachtungen in Polen und dem Zwischenstopp auf dem Sonnenhof machten sie sich auf den weiteren Weg zu ihrem dauerhaften Quartier in der Schweiz.

Die Kosten für die Unterbringung übernahm die Berlin-Mitteldeutsche Vereinigung. Was aber weder vom Hauselternpaar des Sonnenhofs noch von der Vereinigung geleistet werden konnte, war die mit der Beherbergung der Gäste verbundene Arbeit. Deshalb danken wir den zehn Geschwistern aus den Dresdner Adventgemeinden ganz herzlich, die sehr kurzfristig bereit waren, die Betten auf dem Sonnenhof zu beziehen, Abendessen zu kochen, Frühstück zuzubereiten und nach der Abreise die Zimmer zu reinigen.

Das Kinderheim wurde von dem kleinen Schweizer Verein „Kiev Kids“ (siehe Website kievkids.ch) im Jahr 2002 gegründet, um Straßenkindern und anderen vernachlässigten und traumatisierten Kindern wieder ein Zuhause zu geben. Der Initiator und Leiter Marek Wnuk-Jeannerat wurde in Polen geboren und lebt in der Schweiz. Er ist bekennender Christ.

Marek Wnuk-Jeannerat berichtete auf dem Sonnenhof, dass er in den nächsten Wochen weiterhin zwischen der polnisch-ukrainischen Grenze und Bern pendeln wird, um Menschen aus dem Kriegsgebiet in Sicherheit zu bringen und ihr Überleben zu ermöglichen. Besonders liegen ihm die Menschen am Herzen, die in den letzten zwanzig Jahren in seinem Kinderheim heranwuchsen und jetzt in der Ukraine verstreut selbstständig leben.

Wnuk-Jeannerat ist überzeugt, dass neben der im großen Stil organisierten Hilfe für Geflüchtete auch das persönliche Engagement Einzelner unverzichtbar ist. Es kann besonders dazu beitragen, dass sich Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen, wertgeschätzt und aufgenommen fühlen. Insbesondere für Mütter mit kleinen Kindern verschärfen Unterkünfte in Massenquartieren und lange Wartezeiten die seelischen Belastungen der Flucht noch zusätzlich.

Simon Krautschick, Pastor in Dresden