Andachten

Andacht

Andacht 30.01.2023

30. Januar 2023 | Nicole Spöhr

Andacht 30.01.2023

Bildnachweis: Gerd Schmid

„Mein König! Wenn du es für richtig hältst und wenn du mir vertraust, dann sende mich nach Juda in die Stadt, in der meine Vorfahren begraben liegen. Ich möchte sie wieder aufbauen.“ Jetzt aber sagte ich zu ihnen: „Ihr seht selbst unser Elend: Jerusalem ist ein einziger Trümmerhaufen, die Stadttore liegen in Schutt und Asche. Kommt, lasst uns die Mauer wieder aufbauen, damit wir nicht länger dem Gespött der Leute preisgegeben sind!“

„Macht kaputt, was euch kaputt macht“ ist ein markiger Spruch der autonomen Szene und bekanntes Lied der deutschen Kultband Ton Steine Scherben von 1971. Der brachiale Aufruf mag abschrecken, doch das Lied warnt vor einer gesellschaftlichen Entwicklung, die Menschen ausbeuten und zum Objekt machen will. Eine konstruktivere Referenz dieses berühmten Satzes textete die Deutschrockband Madsen vor zehn Jahren mit dem Refrain: „Baut wieder auf, was euch aufbaut.“ Auch hier mögen der Musikstil und ein paar Aussagen nicht auf allgemeine Zustimmung treffen, aber der positive Grundtenor dieser klaren Ansage mutet in meinen Augen regelrecht christlich an. Es ist eine Frage der Haltung und der Perspektive. Sehe ich, was schiefläuft, und möchte es schlicht kaputt machen – und bleibe dabei stehen? Oder sehe ich, was schiefläuft, und möchte etwas Neues, Gutes dagegensetzen? Etwas aufbauen, das hoffen lässt, das trägt, das aufbaut? Nehemia stellte sich vermutlich ebenfalls die Frage, wie er auf das reagieren sollte, was ihm sauer aufstieß: Jerusalems zerstörte Stadtmauern. Denn für ihn war es nicht nur eine Stadt wie viele andere; hier waren seine Vorfahren begraben, deshalb lag sie ihm am Herzen. Er befand sich weit weg und hatte einen guten Job und dennoch wartete er nicht, bis sich jemand anderes diesem Thema annahm. Der Istzustand tat ihm so weh, dass er beschloss, aktiv zu werden und wieder aufzubauen, was einst zerstört worden war. Er fragte den König, ob er ihn gehen ließ, und motivierte die führenden Männer Jerusalems, ihm zu helfen, diese negative, bedrückende Ausgangslage zum Positiven zu wenden – für die Menschen und zur Ehre Gottes. Die Pandemie hat vieles verändert. Gibt es etwas, das dir spürbar fehlt? Eine versandete Freundschaft, der Lobpreisgottesdienst in deiner Gemeinde oder …? Dann bleib nicht im Schmerz oder in der Resignation stecken, sondern nimm es in Angriff, such dir Verbündete und baut wieder auf, was euch aufbaut.

Zurück